Windelfrei oder auch Ausscheidungskommunikation

Heute möchte ich über ein Thema schreiben, was mich nachwievor fasziniert. „Windelfrei“, auch „Ausscheidungs Kommunikation“ genannt, hatte ich vor meinem eigenen Sohn erst einmal gehört. Ich wusste also, dass es das gibt, war mir aber immer sicher, dass ich es mir selbst nicht zutrauen würde. Dann kam mein Sohn zur Welt. Er wollte schon im Krankenhaus nicht gern in die Windel machen und nutzte jede Gelegenheit ohne Windel. Nach dem Krankenhaus riet mir unsere liebe Familien Lotsin, Tamara Zacke, ihn aufgrund von Bauchweh abzuhalten. Es kam uns erstmal falsch vor, diesen kleinen Menschen abzuhalten. Aber es klappte sofort beim ersten Mal und er war so richtig zufrieden. Also fingen wir an dies bei jedem Windel Wechsel zu tun und es klappte eigentlich immer. Wir hatten trotzdem meist nasse Windeln, das spielte aber keine Rolle. Unser Sohn hatte fast keine Bauchweh mehr und das war es schon wert gewesen.

 

Sein Kind glücklich zu sehen, ist wohl das schönste, was man sich als Eltern vorstellen kann und somit fing ich an zu lesen. Ich wollte ihm ermöglichen, selbst zu entscheiden, ob er in die Windel machen wollte oder lieber auf dem Topf (der bei uns eine ausrangierte Salatschüssel war). Er zeigte mir durch Bewegungen und auch durch anders klingendes weinen ziemlich deutlich, wenn er mal musste und so fiel es mir schwer, diese Signale zu ignorieren. Ich stand also auf um ihn auszuziehen, abzuhalten wieder anzuziehen und wieder hinzulegen. Er strahlte mich jedes Mal an, wenn ich ihn verstanden hatte und das war das größte Geschenk. Bitte glaubt nun nicht, dass Windelfrei einfacher oder entspannter ist. Ich möchte hier deutlich machen, dass ich meine Entscheidung ihm zuzuhören, vor allem nachts, manchmal sehr verflucht habe. Er hatte schon mit nur 2-3 Monaten Nächte, in denen er nicht in die Windel machen wollte und so lange protestierte, bis ich aufstand und ihn abhielt. Danach schlief er selig weiter. Windelfrei erfordert Disziplin mit sich selbst. Es ist keine Entscheidung, die man einfach so wieder über Bord wirft, denn die Kinder entscheiden mit. So wie sie uns sagen, wenn sie Hunger  oder Durst haben, sagen sie uns nun zusätzlich auch wenn sie mal müssen. Es gab in unseren inzwischen 9 Monaten Windelfrei verschiedene Phasen. Mal klappte es besser, so dass wir gar keine Windel in 24 Stunden brauchten, mal hatten wir Glück, wenn nur 1 Geschäft im Töpfchen landete. Hier haben andere Mamas mit ähnlichen Erfahrungen geholfen um durchzuhalten. Windelfrei war für mich immer ein Angebot. Mein Zwerg durfte selbst entscheiden und das darf er bis heute. Ich möchte nicht, dass er denkt er muss auf den Topf gehen. Aber ich gebe ihm immer die Möglichkeit dazu. Wenn wir unterwegs sind, halte ich ihn gerne einfach in der Natur ab, der Baum auf dem Parkplatz tut es aber auch J Ich bereue es nicht, diesen Weg gegangen zu sein aber wenn man sich dafür entscheidet, sollte man ein paar Dinge beachten:

 

Ø  Es ist einfacher, je früher man damit anfängt also je jünger das Kind ist.

 

Ø  Man braucht entweder mehr Wäsche oder man benutzt Backups. Entweder wegwerf Windeln, oder Stoffwindeln.

 

Ø  Ich finde es wichtig, sich nicht darauf zu versteifen, dass jedes Geschäft im Topf oder der Toilette landet, sondern sich jedes Mal zu freuen, wenn es funktioniert. Das entspannt die Situation und lässt uns den Fokus auf dem Positiven haben.

 

Ø  Es wichtig damit klar zu kommen, dass man angeguckt wird. In unserer Gesellschaft ist es nun mal nicht normal, dass ein Säugling auf den Topf oder die Toilette geht. Allerdings wird man eher selten angesprochen und direkt gefragt, eher heimlich beobachtet. (Mir macht es inzwischen eher Spaß meinen Sohn beim Einkaufen auf dem Parkplatz kurz abzuhalten und den Leuten bewusst zuzulächeln, die starrend an mir vorbei gehen. Ein recht lautes und freudiges „Du machst Pipi, toll hast du Bescheid gesagt.“ kann ich mir häufig nicht verkneifen.

 

Ø  Es kann Zeiten geben, in denen die Kinder den Topf/die Toilette verweigern. Hier finde ich wichtig, keinen Druck aufzubauen, sondern immer mal wieder anzubieten und nicht frustriert zu sein wenn es nicht klappt. Wir hatten mehrere Phasen, in denen unser Sohn nicht wollte. Diese hängen meistens mit einem Entwicklungsschub zusammen oder mit einem Infekt, der ausgebrütet wird. Momentan ist laufen lernen eben wichtiger, als auf den Topf zu gehen. In solchen Phasen nicht denken, die Kinder merken es nicht mehr: Unser Sohn macht momentan gerne in die Windel und kommt dann zum Bescheid sagen, dass er eine frische will. Auch das finde ich für 9 Monate immer noch sehr beachtlich.

 

Ø  Fachliteratur dazu kann bestimmt helfen, ist aber nicht zwingend erforderlich. Wir haben bisher noch kein Buch dazu in der Hand gehabt, vor allem allerdings, weil wir keine Zeit haben. Wichtiger finde ich dabei, auf sein Gefühl und auf sein Kind zu schauen, aufmerksam auf Signale zu achten und den Kindern zuzuhören.

 

 

 

Ich werde bestimmt in Zukunft nochmal berichten, wie unser Weg mit Windelfrei weiter gegangen ist. Und wenn ihr Fragen oder Anregungen dazu habet, freue ich mich natürlich auch sehr darüber und werde versuchen, diese aufzugreifen.

 

Windel in der Hand statt am Po 😉
Windel in der Hand statt am Po 😉

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