Erzieherin und Mama – wie es miteinander verbunden ist

Auf den Wunsch einer Leserin hin möchte ich euch heute gerne berichten, wie ich meinen Job und die Erziehung meines Sohnes verbinde, beziehungsweise wie mich mein Fachwissen beeinflusst mit meinem Sohn umzugehen und wie mich mein Sohn verändert, was meinen Job angeht.

 

Das Thema passt momentan ziemlich gut, denn langsam kommt mein Sohn in ein Alter, in dem Grenzen und Regeln eine große Rolle spielen. Außerdem hab ich in meinem Job meist Kinder von 11 Monaten an gehabt und mein Sohn ist nun gerade 10 Monate alt geworden. Vorher fand ich es schwer zu vergleichen, obwohl es natürlich auch dort schon Parallelen gab.

 

Beginnen wir doch mit diesen Parallelen. Ein wichtiger Aspekt in meiner Arbeit mit Kindern war immer mein Grundsatz von gegenseitigem Respekt. Dieser Aspekt ist unabhängig vom Alter, denn ich sehe in Kindern einen ebenbürtigen Menschen und versuche ihnen immer auf Augenhöhe zu begegnen. Das setze ich auch bei meinem Sohn um und behandele ihn immer so, wie ich auch wollen würde, dass man mit mir umgeht. Das gleiche verlange ich von seinem Umfeld und kommuniziere es auch. Es kann durchaus passieren, dass ich komische Blicke oder einen doofen Kommentar dafür ernte, das jedoch ist mir ziemlich egal, wenn ich bedenke, dass  dieser Aspekt das ganze Leben meines Sohnes beeinflussen wird. Nur wenn man ihm mit Respekt entgegen tritt, kann er lernen, wie das geht. Ich bin eine Vorbildfunktion für ihn und muss daher auch im Umgang mit anderen zeigen, wie ich erwarte, dass er irgendwann mit Menschen umgeht. Das ist nicht immer leicht, denn auch ich bin manchmal emotional geladen und reagiere vielleicht nicht angemessen, doch Vorbild sein heißt ja auch nicht perfekt sein sondern authentisch. Hier hat sich mein Wissen als Erzieherin bestätigt, was auf der Arbeit funktioniert, gilt auch für Zuhause; mein Sohn geht gerne in den Kontakt mit anderen, ist freundlich und lacht viel. Dass er auch mal etwas grob ist, hat nichts mit Respekt zu tun, denn die Feinmotorik bildet sich erst aus. Hierbei muss ich ihm noch Zeit geben und ihm weiterhin zeigen, wie ich es gut heiße. Ich streichele ihn viel, fasse ihn sanft an und sage ihm, was ich gerade tue um ihn nicht zu übergehen. Ich respektiere seine Grenzen, wie zum Beispiel, wenn er gerade nicht in den Arm genommen werden will oder gestreichelt, im Gegenzug sage ich ihm aber auch, wenn ich etwas nicht möchte.

 

Ein weiterer Aspekt den ich aus meinem Fachwissen heraus Zuhause angewendet habe, hat nur zum Teil funktioniert. Diejenigen von Euch, die meine anderen Beiträge gelesen haben wissen, dass ich mich viel mit Emmi Pikler auseinandergesetzt habe und in dieser Theorie die beziehungsvolle Pflege eine große Rolle spielt. Beim Wickeln wird auf eine 1:1 Betreuung viel Wert gelegt und darauf, dass nichts diesen Moment stört, weder Menschen noch Spielzeug. Auf der Arbeit hat dies super funktioniert, allerdings waren die Kinder wie schon erwähnt meist älter als 10 Monate. Zuhause bin ich daran gescheitert. Mein Sohn wollte sich nicht mehr wickeln lassen, als er begann mobil zu werden. Ich habe es einige Zeit versucht, mich dann jedoch für Spielzeug statt schreien entschieden. Ich wollte trotz alledem, dass mein Sohn die Wickelsituation als etwas Positives sieht. Ich lege nachwievor viel Wert darauf, dass ich ihm trotzdem alles sage, was ich gerade mache und ich suche immer wieder den Augenkontakt, trotzdem darf mein Sohn, wenn er es braucht, etwas in der Hand behalten.

 

Viel helfen tut mir meine Erfahrung mit Dreck und Dinge in den Mund stecken. Durch meine Arbeit in der Krippe habe ich so viele Kinder so unglaublich viel in den Mund stecken sehen und habe gemerkt was geht und wobei ich aufpassen muss, dass ich da mit meinem eigenen Kind sehr entspannt bin. Ich konnte relativ schnell abschätzen, womit er klar kommt und wo ich eingreifen muss. Außerdem hat mir das Wissen darüber wie wichtig diese Phase ist geholfen, auszuhalten, dass er alles in den Mund nimmt.

 

Ähnlich verhält es sich beim Fallen und Erfahrungen machen lassen. Ich kann meinen Sohn ganz gut begleiten, ohne ständig das Bedürfnis zu haben ihn aufzufangen oder ihn vor jedem Sturz zu beschützen. Ich bin überzeugt, dass es wichtig ist, dass er seine eigenen Erfahrungen macht und lernt, was Schwerkraft ist oder sich auch mal stoßen zu dürfen. Ansonsten kann ich 100 Mal Vorsicht sagen und er wird nicht aufhören, denn er weiß nicht, was passiert wenn er es trotzdem macht. Natürlich beschütze ich ihn vor schwerwiegenden Verletzungen wie Verbrennungen oder dollen Stürzen, aber er darf auch mal fallen. Ich bin sicher, dass diese Erfahrungen sein Körpergefühl maßgeblich unterstützt haben und zumindest zum Teil dazu beigetragen haben, dass er sich sehr früh bewegt hat. Es ist für die körperliche Entwicklung sehr wichtig, schon früh kleine Erfahrungen mit Höhe und Tiefe zu machen um später Hindernisse besser überwinden zu können. Wir haben zum Beispiel im Kinderzimmer schon sehr früh eine Matratze auf dem Bode liegen gehabt, wo es von der Höhe ungefährlich war, wenn er mal fiel, er aber auch gut vorwärts runter kommen konnte. Wichtig hierbei ist, dass die Kinder so eine Höhe selbst erklimmen, denn legen wir sie rauf und sie sind von der Entwicklung her noch nicht in der Lage, dies selbst zu schaffen, wird es sie ebenfalls überfordern, dort herunter zu kommen und sie werden gegebenenfalls herunterfallen. Außerdem stärkt es das Selbstbewusstsein ungemein, wenn die Kinder etwas selbst erarbeitet haben und es gibt ihnen Mut auch in Zukunft neues auszuprobieren.

 

Im Großen und Ganzen denke ich, hat mir meine Vorerfahrung und mein Wissen viel Sicherheit gegeben und auch die Sicherheit, meine Meinung ändern zu dürfen. Trotzdem ist man als Erzieher Mama nicht davor bewahrt, sich Sorgen zu machen und an sich selbst zu zweifeln ;) Das alles passiert auch mir. Natürlich ist auch mir das Herz mal kurz in die Hose gerutscht, wenn mein Sohn sich an etwas verschluckt hat, denn Angst haben wir alle um unsere Kinder und das zeigt nur, wie sehr wir unsere Kinder lieben. Austausch mit anderen Müttern ist hier das Beste habe ich gemerkt und kann nur jeder Mama wärmstens empfehlen sich ein Netzwerk aufzubauen und sich auch mal andere Meinungen anzuhören. Seine eigene Meinung auch mal zu überdenken ist nicht schwach sondern sehr stark. Seid flexibel und nicht stur für eure Kinder!!!

 

Kleine Höhen selbst erklimmen
Kleine Höhen selbst erklimmen

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