Ein Thema was mir persönlich am Herzen liegt, weil ich mir gewünscht hätte, dass mir vorher mal jemand was dazu gesagt hätte. Sex während der Schwangerschaft und nach der Geburt. Was ändert sich eigentlich? Ändert sich überhaupt was? Muss ich was beachten? Wie ist es für meinen Partner? Wird es jemals wie vorher?
Ich möchte den Artikel etwas strukturieren, um es euch zum Lesen einfacher zu machen.
1. Was war mein Wissen vor der Schwangerschaft? Wie war die Realität?
2. Was für Erfahrungen haben andere Mamas gemacht?
3. Mein Fazit für die nächste Schwangerschaft
4. Wie war der Sex nach der Geburt?
5. Fazit
1. Bevor ich selbst schwanger war, habe ich mich schon mit anderen Mamas unterhalten, aber über Sex redet ja kaum jemand. Die meisten wurden rot, wenn man das Wort *Sex* nur aussprach. Schwierig also, so etwas darüber heraus zu finden. Das einzige, was ich schon oft gehört hatte: vor der Geburt bekommen viele nochmal total Lust auf Sex, nur die Männer wollen dann oft nicht mehr.
Für mich gehört Sex zu einer funktionierenden Beziehung dazu und war schon immer ein wichtiger Faktor in meinem Leben. Warum sollte sich das also in der Schwangerschaft ändern? Gute Frage sagt ihr… aber es kam genau so! Ich hatte während der gesamten Schwangerschaft deutlich weniger Lust auf Sex. Und selbst wenn ich Lust hatte, spielte mein Körper nicht so mit, wie ich es von ihm gewohnt war. Sehr frustrierend vor allem für mich selbst. Mein Freund war unglaublich verständnisvoll, er versuchte mir Mut zu machen, er gab mir viel Zeit und versuchte mich mit viel Humor aufzumuntern, aber manchmal war ich einfach frustriert. Da kamen viele Gefühle auf einen Haufen: ich war enttäuscht von mir selbst, ich war sauer auf meinen Körper, ich war traurig, weil es nicht funktionierte, ich hatte ein schlechtes Gewissen meinem Freund gegenüber, ich war untervögelt und konnte es nicht ändern und meine Fantasie konnte ich auch nicht in die Tat umsetzen. Viele doofe Gefühle, die in Kombination mit Hormonen oft zu Tränen oder Wutausbrüchen führten. An dieser Stelle kann ich meinem Partner nur danken, dass er mich hier so unglaublich toll unterstützt und aufgefangen hat, denn nichts anderes war möglich.
Die angekündigte Lust von vielen, stelle sich bei mir leider nicht ein…. Enttäuschend für mich!
Grundsätzlich war Sex zwar möglich, aber durch die deutlich stärkere Durchblutung der Gebärmutter und des Genitalbereichs in der Schwangerschaft, war alles extrem sensibel. Ich fühlte mich, als hätte ich mein Leben lang nie Sex gehabt. Im Nachhinein würde ich sagen: ein Chance für jede Beziehung, denn wir haben dadurch völlig neue Erfahrungen machen dürfen, die uns sonst wohl entgangen wären.
2. Auch von anderen befreundeten Mamas, die ich bat mir ein Feedback zu diesem Thema zu geben, bekam ich ähnliche Rückmeldungen. Viele Stellungen sind nicht mehr möglich, durch den stetig wachsenden Bauch. Die Lust auf Sex reicht über die komplette Bandbreite, von gar keine Lust über mehr Lust als vorher bis ständig Lust. Da gibt es kein: so ist es in der Schwangerschaft. Es ist individuell und so sollte man meiner Meinung nach auch damit umgehen.
Wichtig ist, dass Verständnis von beiden da ist. Es kann also sein, dass die Beziehung auch eine Weile ohne Sex auskommen muss, weil einer der beiden Partner es als unangenehm empfindet. Das kann Spannungen hervor bringen, die aber meiner Erfahrung nach mit Reden überwunden werden können.
Manchmal ist es der Körper, der einem einen Strich durch die Rechnung macht: Schamlippen können anschwellen und der Sex somit unangenehm werden, ein durch vorherige Schwangerschaften tauber Unterbauch durch Kaiserschnitte, kann das Gefühl verändern, manchmal darf die Frau auch aus gesundheitlichen Gründen keinen Sex mehr haben oder es fühlt sich einfach an, als hätte man noch nie Sex gehabt und es geht nur noch wie beim ersten Mal. Das alles kann aber muss nicht passieren. Es kann auch alles wie immer sein oder die Frau hat sogar eventuell vermehrt Lust auf Sex.
Andersrum kann aber auch der Mann eventuell keine Lust auf Sex haben oder es als komisch empfinden. Auch das sollte einem bewusst sein. Viele Männer haben Angst davor, dass sie dem Kind mit ihrem Penis zu nahe kommen. Das passiert nicht!!! Trotzdem sollte diese Angst respektiert werden.
3. Zusammenfassend kann ich so viel zu Sex in der Schwangerschaft sagen: Habt Spaß solange ihr Euch damit wohl fühlt. Hört auf euren Körper und vor allem redet mit eurem Partner über euer Sexleben, über eure Gefühle dazu und bittet auch euren Partner ehrlich mit euch zu sein. Macht daraus eine gemeinsame Reise!
Hier könnt ihr auch nochmal anders geschrieben was dazu lesen:
aus Sicht einer Frau und aus Sicht eines Mannes
4. Nach der Geburt wird jede Frau bestätigen, dass Sex nicht unbedingt das ist, woran man als erstes denkt ;) Trotzdem kommt das Thema auf. Bei uns war der Wunsch bei beiden recht groß, da ich vorher ja auch nicht so recht „funktioniert“ hatte und ich endlich selbst wieder Sex wollte. Durch den Kaiserschnitt dachte ich nicht im Traum daran, dass sich mein Intimbereich so stark verändert hätte, dass Sex irgendwie seltsam wäre. War aber doch so und ich war überrascht und genervt. Zum einen, weil erstmal noch der Wochenfluss da war, der uns hinderte einfach loszulegen, zum anderen, weil sich mein Körper wohl dachte: nö, so einfach zur Normalität zurück kehren kann ich nicht. Es fühlte sich an, als hätte ich noch nie Sex gehabt. Es war alles enger und mindestens so empfindlich wie in der Schwangerschaft. Jetzt hatten wir uns darauf gefreut endlich wieder Sex ohne Babybauch zu haben, und nun hatten wir wieder „nur“ Kuschelsex… das hatte mir keiner gesagt, aber mein Körper hatte trotz Kaiserschnitt natürlich eine Geburt vorbereitet und es war alles angespannt und auch durchaus schmerzhaft, wenn wir zu ungestüm waren. Also hieß es wieder Geduld haben und langsam ran tasten. Da nun auch noch unser kleines Wunder neben uns lag und häufig dann aufwachte, wenn wir es uns gerade bequem gemacht hatten, dauerte es recht lange, bis wir überhaupt wieder regelmäßig Sex hatten. Bei uns vergingen ca. 6 Monate, bis es wieder öfter klappte, da unser Sohn abends recht gut im Bett schläft. Jetzt, 11 Monate nach der Geburt unseres Zwerges, ist der Sex wieder annähernd so wie vor der Schwangerschaft. Den Wochenfluss haben wir mit Kondomen überbrückt, um eine mögliche Infektion durch die Keime zu verhindern. Meine Sensibilität haben wir überwunden, weil mir mein Partner mit viel Verständnis und Geduld keinerlei Druck gemacht hat und ich mich voller Vertrauen in seine Hände geben konnte.
Erwähnen möchte ich noch einen Aspekt: Die meisten Frauen stillen nach der Geburt… Liebe Männer nun gehört die Brust erstmal dem Kind. Jede Frau die schon mal gestillt hat, nach ein paar Tagen den Milcheinschuss hatte und ein Kind täglich mehrmals an der Brustwarze hat saugen lassen weiß, dass diese Brüste absolut keine Männerfinger haben wollen, die zusätzlich an den Nippeln spielen oder die Brüste kneten, so dass die Milch zusammen gepresst wird. Auch an den Brustwarzen lecken ist momentan keine gute Idee, weil (zumindest bei mir) jedes Mal das Gefühl aufkommt, dass die Milch einschießt, sobald jemand die Brustwarze leckt. Anfassen und in die Hand nehmen ist inzwischen ok, hat aber auch seine Zeit gebraucht, aber bitte liebe Männer reißt euch diesbezüglich zusammen und fragt eure Frau, Partnerin, was für sie momentan ok ist oder was gar nicht geht!!!
Aber liebe Frauen… seid auch verständnisvoll mit euren Männern. Sie wissen nicht, wie es sich anfühlt, wenn (zu Bestzeiten) alle Stunde die Brustwarze zum Teil wund genuckelt wird. Sie wissen nicht, wie sich ein Milchstau anfühlt oder eine volle Brust, weil das Kind gerade keinen Hunger hat. Redet mit ihnen, erklärt ihnen, was da in Euch passiert und findet gemeinsam einen Weg.
5. Alles in allem kann ich nur nochmal betonen: redet redet redet miteinander. Verurteilt den Partner nicht für Handlungen, die er nicht nachvollziehen kann. Versucht einen Weg zu finden, der für euch beide akzeptabel ist und versucht es als Chance zu sehen, denn wer den Kopf in den Sand steckt, wird keine anderen Wege finden.
Habt Spaß
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Nina (Mittwoch, 30 August 2017 01:54)
Vielen Dank! Es ist schön, dass du mutig bist und dieses Thema ansprichst!
Ich bin weder Mama noch derzeit Schwanger. Daher bin ich froh etwas über das Thema "Sex" und die Veränderungen, welche mit einer Schwangerschaft und Geburt einhergehen, zu lesen.
Über "Sex" zu reden fällt vielen Menschen schwer. Jedoch ist es m.E. sehr wichtig mit seinem (Sex-)Partner darüber zu sprechen. Reden hilft, zu verstehen, was der Partner (und was man selbst) empfindet. Es hilft manchmal auch heraus zu finden, warum die Empfindungen so sind, wie sie sind. Daher möchte ich kurz über meine Erfahrungen mit dem Thema "Reden über Sex" mit dem Partner schreiben.
Auch ohne die Erfahrung einer Schwangerschaft, Geburt und wie es anschließend ist, reagiert der eigene Körper manchmal anders als gewohnt. Ich habe Phasen, da bin ich sensibler und ich habe Phasen da klappt es einfach auch mal nicht so, wie ich es mir wünsche - aus den unterschiedlichsten Gründen. In diesen Phasen rede ich mit meinem Partner darüber. Er entgegnet mir mit Verständnis und Respekt, so dass wir eine Lösungen finden gemeinsam mit unseren Empfindungen umzugehen. Umgekehrt höre ich meinem Partner ebenfalls zu und bringe ihm Verständnis und Respekt entgegen. So lässt sich meist ein Konsens schließlich, wenn dies notwendig ist. Falls ich meinen Partner mal - trotz allem Reden - nicht verstehe, dann respektiere ich ihn und bringe so viel Verständnis auf, wie es mir möglich ist. Manchmal hilft es, sich selbst und dem Partner Zeit zu lassen, um das Eine oder Andere besser zu verstehen.
"Reden über Sex" hilft den Partner, sich selbst und dass "wir-Gefühl" besser zu verstehen. Daher kann ich mich anschließen:
- Redet miteinander!
- Hört zu!
- Respektiert euch selbst und euren Partner!
- Und habt Spaß!
Janina (Montag, 04 September 2017 12:33)
Hallo meine liebe! Ganz tolles, wichtiges und leider oft unter den Tisch gekehrtes Thema, das unbedingt angesprochen werden will. Vielen Dank für diesen mutigen, offenen und doch so lockeren Artikel!